Is eh schon wurscht – oder warum Führung jetzt unverzichtbar ist

Die aktuelle Lage gleicht einer Dauerkrise: Insolvenz hier, Personalabbau dort, und die nächste Hiobsbotschaft lässt selten auf sich warten. Für viele Führungskräfte klingt „is eh schon wurscht“ da fast wie ein Mantra – verständlich und traurig zugleich. Denn wer hat denn noch Lust, mit dem Sturm zu kämpfen, wenn Europas Wirtschaft selbst den Weg aus dem Auge des Orkans nicht mehr zu finden scheint?

Die Rahmenbedingungen, unter denen wir agieren, treiben Unternehmen förmlich dazu, abzuwandern – und das nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen. Wöchentlich neue Regelungen, die Grenze zwischen nervig und existenzbedrohend verschwimmt.

Selbst Einzelunternehmer verbringen laut Agenda Austria 250 Stunden pro Jahr mit Bürokratie, das sind 2 Monate Aufwand abseits des Kerngeschäfts.

Doch hier liegt der entscheidende Punkt: Gerade jetzt braucht es Führung. Und zwar nicht die, die müde ihre Runden zieht, sondern eine, die den Mut hat, sich dem negativen Trend entgegenzustellen. In der Krise entsteht Orientierung nicht von selbst – sie muss vorgelebt werden.

Warum gerade jetzt führen?

Was ist die Alternative, wenn die Führungskräfte sich selbst aufgeben? Ohne sie bleibt ein Vakuum – ein Raum, in dem Unsicherheit, Misstrauen und Frust schneller wachsen als Unkraut. Die besten Mitarbeiter merken es zuerst: Wo keine Vision mehr ist, wo es kein positives Momentum ist, gibt es für sie keinen Grund zu bleiben. Und das ist die eigentliche Gefahr! Denn jene, die das sinkende Boot verlassen, sind oft genau die, die wir brauchen, wenn es wieder aufwärts geht.

Was Führungskräfte jetzt tun müssen, um den Unterschied zu machen:

  1. Noch mehr Nähe zeigen, statt zu verschanzen: Wer sich im Büro verbarrikadiert, verpasst den Draht zur Basis. Gerade jetzt müssen Führungskräfte (an)-greifbar sein, das Gespräch suchen und ihre Teams ernst nehmen. Authentizität, Klarheit und Zugänglichkeit schaffen Vertrauen – und Vertrauen ist das Beste, was Führungskräfte ihren Mitarbeitern gerade jetzt bieten können.
  2. Eine Perspektive geben: Ja, die Situation ist ernst, und nein, niemand verlangt verlogene Zuversicht. Aber was Sie geben können, ist eine realistische Perspektive. Der Glaube daran, dass es einen Weg gibt – auch wenn er vielleicht noch nicht klar sichtbar ist – ist oft der Strohhalm, an dem Mitarbeiter sich festhalten.
  3. Anerkennen, was geleistet wird: In Krisenzeiten bricht der Fokus auf das Alltagsgeschäft oft zusammen. Doch nichts ist für Mitarbeiter demotivierender als das Gefühl, dass ihr Einsatz und Durchhaltevermögen nicht gesehen wird. Führungskräfte sollten die Anstrengungen ihrer Teams würdigen und deutlich machen, dass ihre Arbeit, und ihr Verbleib nicht selbstverständlich ist.
  4. Verlässlichkeit in den Basics : Führung bedeutet Kontrollverlust der durch Vertrauen ausgeglichen wird. Inmitten des Chaos können Sie nicht alles kontrollieren. Aber was Sie tun können, ist, die kleinen, aber wichtigen Dinge zuverlässig zu handhaben. Pünktliche Gehälter, regelmäßige Informationen – auch wenn es nichts Neues gibt, offene Gespräche – diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten werden in Krisenzeiten zur Stabilitätsgarantie.

Klar, es wäre leichter, die Arme zu verschränken und auf bessere Zeiten zu warten. Doch wer jetzt Verantwortung zeigt, bleibt nicht nur für sein Team ein Leuchtturm.

Sie zeigen, dass es Führung braucht – eine, die auch dann nicht aufgibt, wenn die Zeiten düster bis finster sind. Die Frage ist also: „Ist es wirklich eh schon wurscht?“ Oder sind Sie bereit, den Unterschied zu machen?

Autor: Christian Kandutsch