5 Prinzipien zur gelungenen Führung ohne Vorgesetztenfunktion

Teil 1

Führung kommt nicht mit einer Vorgesetztenfunktion. Führung entsteht durch die richtige und konsequente Anwendung von Führungswerkzeugen. Insbesondere mehrdimensionale Organisationen erfordern hier ein Umdenken, um künftig erfolgreich zu sein.

Die Organisation eines Unternehmens optimal an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen ist eine althergebrachte Bestrebung. Aktuelle Entwicklungen wie der digitale Wandel, die hohe Inflation, der Fachkräftemangel oder die rapide Veränderung von Markt- und Branchengegebenheiten rücken Strukturen und Prozesse in den Fokus von Entscheidern.

Dabei ist eine klare Tendenz hin zu Mehrliniensystemen, projektorientierten oder agilen Organisationsformen erkennbar, die nicht nur Führungskräfte, sondern auch Mitarbeiter:innen vor ungewohnte Herausforderungen stellt.

Vor allem auf jenen Mitarbeiter:innen, die steuernd einwirken sollen, jedoch keine formale Vorgesetztenfunktion bekleiden, lastet ein besonderer Druck. Wird doch von ihnen erwartet, dass sie als Projektmanager, Experten oder Process Owner in ihrem “Verantwortungsbereich” für die Zielerreichung verantwortlich sind.

Das Erreichen von Zielen ist der klare Zweck von Führung. Dieser wird erreicht indem individuell, situativ sowie ziel- und ergebnisorientiert auf das positive und negative Verhalten der Mitarbeiter:innen eingewirkt wird. Wir haben die fünf Führungsprinzipien identifiziert, anhand derer Führen ohne Vorgesetztenfunktion gelingt. 

Das Leuchtturmprinzip® ist die Basis von sicherem und klarem Auftreten.

Die Analogie von Führungsverhalten und der Erscheinung eines Leuchtturms ist für uns zutreffend und einprägsam zugleich. Ob formale Führungskraft oder nicht: Wer sich – nicht nur im unternehmerischen Kontext – leuchtturmartig verhält wird gesehen werden, klare Signale aussenden, für Orientierung sorgen auch wenn die Bedingungen schlecht sind und wird schließlich Sicherheit geben.

Wer also sein Verhalten dem eines Leuchtturms anpasst wird schlichtweg mehr erreichen. Ein derartiges Verhalten fordert seinen Tribut und kommt nicht von alleine. Um in schwierigen Situationen zu bestehen ist Ihre Resilienz gefordert. Exponiert zu sein, wenn sprichwörtlich Regenwetter herrscht ist eine Herausforderung und fordert Ihrerseits Rückgrad.

Voraussetzung um den gewünschten Effekt zu erzielen ist auch Ihr kontinuierlich zu erbringendes Mindestmaß an Energie und Kraft. All das ist erlern- und trainierbar. Entscheidend sind die Erkenntnis und Ihr Wille leuchtturmartig zu strahlen. 

Abb. 1a: Smartcard Leuchtturmprinzip

Abb. 1b: Smartcard Leuchtturmprinzip

Wer umsetzen will muss akzeptiert sein.

Eines vorweg: akzeptiert ist nicht gleich beliebt. Jemand der vieles durchgehen lässt ist vielleicht beliebt, doch bestimmt nicht akzeptiert.

Denken Sie nur einmal zurück an Professoren oder ehemalige Chefs, die keine Kurskorrekturen vorgenommen haben verglichen mit jenen, die klar und deutlich zum Ausdruck gebracht haben, was sie wollen und was nicht. Die Akzeptanz war sicherlich bei den letztgenannten deutlich höher.

Nach unserer Auffassung entsteht Akzeptanz aus dem individuellen Reifegrad in vier Elementen.

Als erstes steht die fachliche Kompetenz. Diese ist schlichtweg Ihre Fertigkeit in einem bestimmten Fachgebiet Wissen und Erfahrung vorzuweisen und anwenden zu können. Die Ausprägung der fachlichen Kompetenz wird mit größerem (hierarchischem) Abstand zur operativen Tätigkeit in einem oder wenigen Bereichen abnehmen und sich in weiteren Bereichen verbreitern.

Das zweite Element bildet die methodische Kompetenz. Also Ihre Fertigkeit Systeme und Muster anzuwenden, um strukturiert Ihre Ziele zu erreichen. Werkzeuge der Führung, des Projektmanagements oder der Budgetplanung zählen dazu. Lediglich zu wissen, was zu tun ist, Abb. 1: Leuchtturmprinzip® (fachliche Kompetenz) ist zu wenig. Akzeptierte Persönlichkeiten müssen auch wissen, wie sie zu ihren Ergebnissen kommen. 

Abb. 3: Akzeptanz

Durchsetzungskompetenz bildet das dritte Element der Akzeptanz. Hier ist nicht gemeint, dass Sie sich auf biegen und brechen stur durchzusetzen. Vielmehr ist gefragt aus These und Antithese eine Synthese zu erschaffen. Also die vorhandenen Informationen mit Ihren angestrebten Zielen in Einklang zu bringen und den festgelegten Weg konsequent zu beschreiten.

Abschließend steht als viertes Element die soziale Kompetenz. Führung mit oder ohne Vorgesetztenfunktion beutet mit Menschen umzugehen. Ein Mindestmaß an sozialer Umgänglichkeit, Respekt und Interesse am Wohlbefinden Ihres Gegenüber ist daher wesentlich, wenn Sie akzeptiert werden wollen.

Die optimale Führungsmaßnahme ableiten.

Wenn Sie positives oder negatives Verhalten beobachten, entscheiden Sie stets darüber, ob Sie dieses anspricht oder nicht. Unter Führungsalgorithmus verstehen wir ein Werkzeug, das Ihnen einfach ermöglicht, die optimale Führungsmaßnahme abzuleiten.

Eine Möglichkeit dabei ist, beobachtetes Verhalten nicht anzusprechen, mit all den Vor- und Nachteilen. Gleichzeitig zeigt der Führungsalgorithmus auf, in welcher Form Sie auf beobachtetes Verhalten reagieren sollen.

Abb. 3: Smartcard Führungsalgorithmus

Vom Hinweis über das strukturierte Gespräch mit oder ohne Aufzeichnung bzw. mit oder ohne Weitergabe reichen die Maßnahmen, die Sie auch ohne Vorgesetztenfunktion ergreifen können.

Voraussetzung dafür ist die Kooperationsbereitschaft Ihres jeweiligen Gegenübers. Das Gespräch können Sie hier nicht erzwingen.

Die Maßnahmen der Abmahnung bleiben als Druck- und Zwangsmaßnahmen den disziplinarischen Führungskräften vorbehalten.

Hier zeigt sich erstmals ein Unterschied in den Führungsmaßnahmen zwischen Führung mit oder ohne Vorgesetztenfunktion. Wenn Sie ohne Vorgesetztenfunktion führen, sind dazu angehalten die Ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen bestmöglich auszuschöpfen.

Wenn kein Fortschritt mehr zu erwarten ist, eskalieren Sie an den zuständigen Vorgesetzten. Dabei ist die dokumentierte Vorarbeit wesentlich, da sonst eine Fortführung der Maßnahmen durch die formelle Führungskraft erheblich erschwert wenn nicht sogar unmöglich gemacht wird. 

Teil 2 unseres Blogbeitrags „5 Prinzipien zur gelungenen Führung ohne Vorgesetztenfunktion“ widmet sich den 6 Musts der Gesprächsführung® und den Siamesischen 4-lingen.

Lesen Sie im Teil 2 weiter.